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Revolutionäre Wandlungen im psychiatrischen Denken der Gegenwart

Geschätzte Seniora-Leserin, geschätzter Seniora-Leser,
sorgenvoll nehmen wir eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft zur Kenntnis. Viele Menschen haben 
aufgrund der Berichterstattung über das Corona -Virus Angst um ihre Gesundheit ; andere fürchten aufgrund der damit verbundenen Maßnahmen um ihre Existenz und wieder andere sorgen sich um die Demokratie, weil viele Grundrechte im Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen Gesundheitsgefahren eingeschränkt werden. Mit propagandistischen Methoden ist es im Laufe des vergangenen Jahres Politik und offiziellen Medien gelungen, Menschen mit verschiedenen Sichtweisen zum Thema Corona gegeneinander aufzuhetzen, u.a. indem gewisse Ängste als gut, berechtigt, vernünftig  verantwortungsvoll hingestellt werden, andere dagegen als schlecht, unberechtigt, unvernünftig und verantwortungslos. 

Wir hingegen möchten in Erinnerung rufen, dass es seit langem die durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegte Erkenntnis gibt, dass  die soziale Natur des Menschen die Grundlage seines Menschseins ausmacht. Fortschritt ist in der Menschheitsgeschichte immer nur durch Zusammenarbeit entstanden. Spaltung und Feindschaft zwischen den Menschen haben gleichwohl immer zu Niedergang, Krieg und Chaos geführt!

Deshalb möchten wir Ihnen ans Herz legen, sich der Propaganda in den Weg zu stellen und sich auf unsere Grundlage, die soziale Natur, zu besinnen. Nur wenn wir uns gegenseitig in unseren jeweiligen Ängsten, Gedanken und Visionen ernst nehmen und respektieren (was heißt: ohne Bewertung anerkennen), wird es uns gelingen, miteinander im Gespräch zu bleiben und ohne die Bevormundung durch Eliten Lösungen für die anstehenden regionalen und globalen Probleme zu entwickeln.

Um diesen Gedanken zu verstärken empfehlen wir Ihnen erneut die Lektüre des nachfolgenden Textes, der uns die zukunftsweisenden Gedanken des grossen Psychiaters und Klinikdirektors Harry Stack Sullivan wie folgt näher bringt:

“Wie alle großen Pioniere der Tiefenpsychologie hat auch Sullivan die kulturelle Tragweite seiner Befunde hervorgehoben. Er machte bedeutsame Ansätze zu einer »Psychiatrie der Völker» und zeigte darin auf, wie die Menschheit in ihren Kindheitstagen unter dem Eindruck der unbewältigten Daseinsangst jene Verschrobenheiten ihres Gesichtsfeldes erwarb, welche innerhalb der wachsenden Kultur als nationalistische und rassische Verblendung, religiöse und soziale Unduldsamkeit, mangelhaftes gemeinschaftliches Verantwortungsgefühl in Wirtschaft und Politik, sinnloser Machtwahn usw. auftreten: Auch er hatte, wie vor ihm Sigmund Freud und Alfred Adler, die tiefe Überzeugung, dass die Tiefenpsychologie dazu berufen ist, einer kommenden Menschheit die sinnvolle Realitätsanpassung zu lehren und ihr neue und bessere Formen des Gemeinschaftslebens zu weisen.”

In diesem Sinne widmen wir diesen beeindruckenden tiefenpsychologischen Grundlagentext unseren Lesern, verbunden mit unseren besten Wünschen.
Margot und Willy Wahl - Februar 2021


Das Werk von H. S. Sullivan und die interpersonelle Psychiatrie

Dr. Georg Frank, Berlin

(Aus der psychologischen Monatszeitschrift “Psychologische Menschenkenntnis” 1965, S. 390 - 397)

Wenn man die Frage aufwirft, in welchem Lande der Welt heute die psychiatrische Forschung die größten Fortschritte zu verzeichnen hat, so denkt man in erster Linie an die Vereinigten Staaten von Amerika: Von dort her kommen heute die wichtigsten und entscheidendsten Forschungsergebnisse, und es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, daß die eigentliche Pionierarbeit der Psychiatrie gegenwärtig in den USA geleistet wird.

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